Alle wollen fahren, aber niemand will den Verkehr

Leserbrief unseres Mitglieds Thomas Fischer als Antwort zum Artikel der neuen Luzerner Zeitung “Blechlawine dringt in Quartiere ein“, veröffentlicht am 4. August 2016:

Alle wollen fahren, aber niemand will den Verkehr. Die Aussagen des Hergiswiler Gemeindepräsidenten wie “wir haben die Kantonsstrasse für unsere Bevölkerung und nicht für die Aargauer und Zürcher gebaut”, lassen zuerst einen nicht ganz ernst zu nehmenden Beitrag für die Sauregurkezeit vermuten. Mit derselben Logik müsste ja dann auch das auswärtige Aufkreuzen der Autos aus der Lopperregion , beispielsweise in Luzern, zur Verhütung der hiesigen Verkehrsüberlastung unterbunden werden.

Das ist natürlich Unsinn, aber die Denkweise, dass immer zuerst die anderen tun oder lassen sollten, wozu man selber nicht ohne weiteres bereit ist, ist weit verbreitet. Nur löst man damit weder Verkehrs- noch andere Probleme. Eigentlich weiss man es ja: Ursache des überbordenden Verkehrs ist die Anspruchshaltung aller, jederzeit und überall hinfahren zu können, egal ob die Fahrt notwendig ist oder nicht. Freiwillig wird leider viel zu selten auf unnötige Fahrten verzichtet, sonst wären die Verkehrsprobleme nicht so gravierend. Deshalb wäre es richtig und zunehmend unumgänglich, dass die Politik für ein Anreizsystem sorgt, das es für die ganze Bevölkerung interessant macht, ihr Mobilitätsverhalten auf ein für Mensch und Umwelt langfristig verträgliches Niveau zu bringen. Um dafür Mehrheiten zu schaffen, sind vor allem auch Politiker jener Couleur gefordert, die sich bisher diesbezüglich nicht gerade hervorgetan haben.

Thomas Fischer

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