Stadtbezeichnung – eine emotionale oder wegweisende Entscheidung?

2007 wurde die letzte Revision der Gemeindeordnung durchgeführt. Für Kriens ist die Gemeindeordnung gleichbedeutend wie die Bundesverfassung auf Bundesebene. Nun 10 Jahre später, haben wir aufgrund des Inkrafttretens des neuen Finanzhaushaltsgesetzes für die Gemeinden den Auftrag, Teile der Gemeindeordnung anzupassen oder zu ergänzen. Nebst den technischen Aspekten des Finanzhaushaltsgesetzes, sollen auch weitere Änderungen einfliessen, welche sich seit 2007 aufdrängen.

Um vorgängig zu eruieren, welche der Artikel und Abschnitte der Gemeindeordnung als Schwerpunkte behandelt werden sollen, hat der Gemeinderat eine vorberatende Arbeitsgruppe eingesetzt, bestehend aus je einem Mitglied aller Fraktionen, sowie Vertreter der Gemeindeverwaltung, Leiter Finanzdepartement und natürlich dem Gemeindepräsidenten. So war ich als Vertreter der SP direkt im Prozess involviert und konnte unsere Anliegen gezielt platzieren. Durch die konstruktive Zusammenarbeit wurden Fragen und Unklarheiten geklärt und ein Entwurf präsentiert, der einstimmig vom Einwohnerrat gutgeheissen wurde.

Lediglich zwei Themen, welche gar keinen Bezug zum Finanzhaushaltsgesetz haben, sorgen nun in der Bevölkerung für hitzige Diskussionen: die Umbenennung zur ,,Stadt’’ und das neue Wappen. Genau deswegen gestaltet sich der Abstimmungsbogen auch aussergewöhnlich kompliziert.

Vom Abstimmungskampf merkt man nun in diesen kalten Tagen nur wenig. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Bürger etwas irritiert sind über das passive Verhalten der Parteien. Zuspruch erhält die Umbenennung im Rat nämlich von Politikern aller Parteien. In der Öffentlichkeit äussern sich aber nur wenige. Das Verhalten deutet darauf hin, dass viele der Einwohnerräte wohl Angst haben, ihre Wähler und Wählerinnen zu enttäuschen. Dabei wäre es jetzt an der Zeit, sich für die Entwicklung von Kriens stark zu machen und die Diskussion in der Öffentlichkeit zu führen.

Ich bin jedenfalls davon überzeugt und befürworte eine Umbenennung, welcher dem Wachstum und Wandel, indem sich unserer Gemeinde offensichtlich befindet, einen Ausdruck oder ein Label verleiht. Einen Ausdruck, welcher erlaubt, diese Entwicklung greifbarer und verständlicher zu machen, sowie diese Entwicklung auch in eine bestimmte Bahn zu lenken. Und diese Richtung führt unweigerlich hin zu mehr Urbanität.

Es ist nicht nötig, beim Wort Urbanität zusammen zu zucken. Sie ist weder eine rotgrüne Erfindung noch eine städtische Krankheit, wo nur in Luzern, Zürich, Genf und Bern auftaucht. Denn Urbanität beschreibt den Prozess der Verdichtung und gibt Hinweise auf das gesellschaftliche, ökonomische und kulturelle Zusammenleben der Bewohner und Bewohnerinnen. So gesehen befindet sich Kriens bereits seit Jahrzehnten in einer starken suburbanen Entwicklung, die völlig typisch sind für Agglomerationen und städtische Peripherien. Davor nun die Augen zu verschliessen und zu behaupten, dass wir doch noch ein Dorf sind, wäre nun kontraproduktiv. Generell erlebe ich in den  letzten Tagen, von den stolzen Kriensern eine Trotzreaktion, welches sich in ein Schlechtreden der Gemeinde wiederspiegelt. ,,Aus diesem Kaff wird eh nie was..’’ / ,,Kriens ist bloss eine langweilige Schlafstadt’’

Genau dies will ich verhindern. Und zwar, dass Kriens durch das einseitig starke Bevölkerungswachstum, ohne gleich wachsende Urbanität in der Identitätsfalle der Schlafstadt gefangen bleibt.

Kriens wandelt sich seit längerem von einer ländlichen Industriegemeinde zu einem vielfältigen Ort für Wohnen, Dienstleistung und Freizeit. Mit einem städtischen Emblem, schaffen wir es auch wieder mehr Gewerbe nach Kriens zu locken. Kriens besitzt ein unglaublich gut frequentiertes öffentliches Verkehrsnetz, und zudem soll in naher Zukunft die Haltestelle Mattenhof zu einem richtigen Bahnhof ausgebaut werden. Kriens erhaltet zudem namhafte Projekte mit nationaler Ausstrahlung, wie zum Beispiel die Hochschule Luzern für Musik und die Pilatus Arena.

Wenn also Gemeinden wie Kriens oder Emmen derart schnell wachsen, ist es keine Schande darüber nachzudenken, wie diese Orte in 10, 20 oder 50 Jahren aussehen und vor allem, welchen Stellenwert die Orte auf der Schweizer Landkarte haben sollen. Und deshalb bin ich überzeugt, dass die Wahl der Begriffe, nur im Zusammenhang mit Themen wie der räumlichen Entwicklung, die zunehmende Urbanisierung und den Visionen eines Ort, diskutiert werden können.

Daher ist diese Abstimmung aus meiner Sicht weniger eine emotionale Entscheidung, sondern eine wegweisende Entscheidung. Es ist eine Chance für Kriens, sich als selbstbewusste Stadtregion zu präsentieren, die ihre Visionen fokussiert verfolgt und für mehr Lebensqualität einsteht. Die Entwicklung in Kriens wird auch bei einem Nein an der Urne weitergehen, doch die Wahrnehmung ist eine andere.

Yasikaran Manoharan, Einwohnerrat