Leserbrief: Helvetia – Wie hast du’s mit der Solidarität von 1948?

Leserbrief unseres Mitgliedes Franz Baumann in der neuen Luzerner Zeitung zum Ausgang der Abstimmung über die AHV-Reform.

Es ist tragisch, wie heute die Altersvorsorge schlechtgeredet wird! Anno 1948 wurden die ersten AHV-Renten ausbezahlt, auch an Pensionierte, die nie auch nur einen Rappen einbezahlt hatten. Solidarität galt damals bei der Mehrheit des Stimmvolks viel. Heute herrscht vielerorts Egoismus pur. Die Äufnung der persönlichen Altersvorsorge über die 2. Säule und die steuerbegünstigende 3a-Säule stehen im Vordergrund. Die AHV – dank Minimal- und Maximalrenten solidarisch – wird durch die Politik schlechtgeredet und soll ausgehungert werden. Ich bin gespannt, was für eine neue Vorlage das Bundesparlament zusammenschustert, in Anbetracht, dass

  • die Schweizer Gesellschaft zwar älter wird, aber wesentlich langsamer, als sie reicher wird,
  • die Produktivität der Arbeitenden in den letzten 20 Jahren enorm gesteigert wurde und dies auch in den nächsten Jahrzehnten tun wird (z.B. Digitalisierung, Robotisierung)
  • dass die Löhne wesentlich höher gestiegen sind als die Lohnanteile für die Finanzierung von AHV und beruflicher Vorsorge,
  • dass es den Menschen in der Schweiz in 20 Jahren und auch später insgesamt wesentlich besser gehen wird.

Hysterisch meucheln Thinktanks wie Avenir suisse, Banken mit „Modellrechnungen“ oder FDP und SVP an den Renten – der wichtigsten Form der Sozialversicherung – herum. Dabei ist es völlig normal, dass sich die Gesellschaft und so auch die Sozialversicherungen verändern und periodisch Korrekturen nötig sind. Aber bitte solche, die – wie 1948 – auf dem Prinzip der Solidarität beruhen.

 

Bild: http://www.telebus.ch

Franz Baumann, Kriens